· 

Unheimliche Begegnung der besonderen Art


Nachdem ich jüngst meine erste fotografische Begegnung mit einer ausgewachsenen schwarzen Kreuzotter hatte, dachte ich, weitere interessante Bilder könnten nun einfach so folgen. - So jedenfalls hatte ich gedacht. Jetzt ist es sicher ein Vorteil, einmal zu wissen, wo diese Reptilien zuhause sind. Doch das ist noch lange nicht eine Garantie, diese tatsächlich anzutreffen oder sie in einem Bild festzuhalten. Das eine Mal bleibt es einfach zu kalt. Ein anderes Mal ist es zu windig, was Kreuzottern gar nicht mögen. Und dann war ich einer Kreuzotter begegnet, die war so schnell auf und davon, dass ich kein Bild machen konnte.
Heute war das Wetter endlich optimal. Morgens hatte es schon angenehm warme Temperaturen. Wind war auch nur ganz wenig vorhanden und teilweise hatten die Temperaturen fast schon einen Hang ins Schwüle. Also alles in allem gute Voraussetzungen für Reptilien. Ich war schon eine ganze Weile umhergeschlichen und hatte tolle Waldeidechsen fotografieren können. Auch wunderbare Schmetterlinge waren unterwegs. Doch das, was ich suchte, nämlich Kreuzottern, sah ich nicht. In meinen Gedanken hatte ich das ersehnte Foto-Shooting mit Kreuzottern schon abgehakt. Auf meinem Rückweg zum Parkplatz war ich deshalb mit meinen Gedanken schon gar nicht mehr recht bei der Fotopirsch auf Kreuzottern. Just in diesem Moment wäre ich dann aber fast an einer richtig fetten Kreuzotter vorbeigelaufen. Zwischen Gras und Kräutern lag die Schlange reglos da. Nur die Spitze ihres Hinterleibs ragte noch etwas auf den Schotterweg.
Sofort stoppte ich. Ich wollte die Chance nicht vermasseln und die Schlange in die Flucht jagen. Leise ging ich einige Schritte zurück und legte meinen Fotorucksack auf dem Weg ab. Möglichst geräuschlos schlich ich mich zurück zur Kreuzotter. So imposant der sichtbare Teil der Schlange auch war, wollte ich doch den Kopf auf dem Foto haben. Vorsichtig verfolgte ich mit meinen Blicken den Schlangenleib ins Grasversteck. Schwierig: Gleich neben dem Weg verlief ein Wassergraben, den die Schlange anpeilte. Für ein Foto keine günstige Position, da die Schlange durch den Bewuchs vor Blicken gut geschützt war. Dennoch gelang mir von der Seite ein erstes Bild der Kreuzotter. Vorsichtig glitt die Schlange weiter Richtung Wassergraben. Plötzlich ging alles ganz schnell. Mit großem Tempo glitt die Viper in den Wassergraben und war auch schon behänd über das kleine Rinnsal hinweg. Auf der anderen Seite kroch die Schlange zielstrebig eine Böschung hoch und in ein dortiges Loch hinein.
Hm, sollte es das gewesen sein? Was ich beobachten konnte war faszinierend, doch ich wollte tolle Bilder haben. Ich beschloss, mich auf den Weg zu setzen und zu warten. Und siehe da, nach ein paar Minuten tauchte die Kreuzotter aus einem nahegelegenen Loch langsam wieder auf. In Zeitlupe arbeitete sich die Viper nun weiter die kleine Böschung hinauf. Fast unheimlich mutete das vorsichtige Vortasten an. Alle Sinne der Schlange schienen auf Empfang. Von der Schlange selbst war kein Geräusch zu hören. Gerade diese stille Pirsch der Viper in Verbindung mit der hellwachen Präsenz ließen mich das irgendwo als fast geisterhaft unheimlich wahrnehmen.
Am Ende war ich fasziniert, die Viper als leise, unheimliche Jägerin beobachtet und dabei noch die Chance auf schöne Bilder gehabt zu haben.

 

 

 

 

 

 

 

WildTierFotografie

Anregungen und Tipps zur erfolgreichen Wildtierfotografie