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Schwein gehabt ...


Möglichst leise pirschte ich wieder einmal am frühen Morgen durch den Wald und hoffte, etwas Interessantes vor die Linse zu bekommen. Die ersten Eichhörnchen waren mir schon laut schimpfend über den Weg gelaufen. Zu meiner Rechten hatte es im Unterholz auch schon verdächtig geknackt. Ansonsten war es recht still und ich hatte wenig Hoffnung, interessante Fotomotive zu finden. Eigentlich hoffte ich im Geheimen immer noch auf einen tollen Fuchs im Morgenlicht.
Gerade eben wollte ich in einen rechts abzweigenden Forstweg einbiegen, als völlig unverhofft eine dunkle Masse auf den Weg trat. Da ich mit keinem Wildschwein gerechnet hatte und auch gar nicht auf eine solche Begegnung erpicht war, war mein erster Gedanke: Was für ein fetter Hund oder Wolf kommt da? Dieser Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, da war mir natürlich klar, dass vor mir ein Wildschein auf den Weg getreten war.
Dann ging alles ganz schnell. Nachdem das Wildschwein den Weg gesichert hatte, kamen ruckzuck die kleinen Frischlinge – die schon ganz stattlich groß sind – aus dem Gesträuch und hinterher noch eine weitere Bache. Kurz dachte ich darüber nach, ob das jetzt eine dumme Situation ergeben könnte. Mit gleich zwei Wildschweinen wollte ich mich nicht wirklich anlegen. Zu tieferen Erörterungen hatte ich jedoch keine Zeit. Also tat ich, was man bei einer solchen Gelegenheit eben tut: Ich versuchte, mich absolut ruhig zu verhalten, ließ mich langsam aufs rechte Knie hinunter, nahm vorsichtig die Kamera vors Auge und betätigte den Auslöser.
Wie schon gesagt, ging alles unheimlich schnell. Die Lichtverhältnisse waren noch nicht optimal, weswegen einiges an Bewegungsunschärfe zu sehn ist. Die Begegnung war jedoch ein tolles Erlebnis. Ich hatte schon viele Tiere in der freien Wildbahn gesehen, doch Wildschweinen war ich außer im Wildpark noch keinen begegnet. Da Wildschweine wohl ziemlich rabiat sein können und nicht ungefährlich sind, war ich bis dahin nicht traurig, keinem außerhalb schützender Zäune begegnet zu sein.
Erstaunt war ich über die beachtenswerte Organisation der Tiere. Eine Bache trat sichernd auf den Weg. Dann erst folgte der Nachwuchs. Die zweite Bache sorgte dafür, dass keins der Frischlinge herumbummelte oder in eine falsche Richtung abbog. Dass die Muttertiere so sehr auf ihre Kinder achteten fand ich auch für mich gut. Ich bin mir sicher, dass früher oder später eines der neugierigen Jungtiere bei mir angelangt wäre, und das hätte eine heikle Situation ergeben.
Später begegnete ich – vermutlich auf dem Rückweg von einer nahegelegenen Wasserstelle – den beiden Bachen mit ihren Frischlingen nochmals. Wieder gut organisiert beim Überqueren eines Forstwegs. Das ist fast vorbildlich wie auf einem Schulausflug beim Überqueren einer Straße. Ein solches Erlebnis lehrt einen wieder einmal, wie "saublöd" oft Sprichwörter sind. Hier kann von "Saustall" oder "saublöd" keine Rede sein.

 

 

 

 

 

 

 

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