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Hirschbrunft - Der Klang ungestümer Kraft


Noch bei Dunkelheit war ich auf einem Parkplatz am Waldrand ausgestiegen und machte mich gerade startklar, da hörte ich schon einen urgewaltiegen Brunftschrei. Wäre man nicht darauf gefasst, würde einen das glatt abhalten, den dunklen Wald zu betreten ...

Meine erste Begegnung an diesem Morgen war jedoch ganz anderer Art. Ich  war erst ein paar hundert Meter einen gut ausgebauten Forstweg gegangen, als vor mir - zuerst in weiter Ferne - der Wald plötzlich taghell wurde. Die aufgehende Sonne war das nicht. Noch wunderte ich mich über diese Erscheinung, da hörte ich auch auch schon heranrollenden Motorenlärm. Ein Lastwagen kam mir da entgegen. Weshalb zu dieser frühen Stunde? Ich wusste es nicht. Rasch sprang ich in den schützenden Schatten am Wegesrand. Ich hatte keine Lust über den Haufen gefahren zu werden und wusste ja auch nicht, wer da so unterwegs war. Mit erstaunlichem Tempo kam der LKW dann angebraust und war ebenso schnell an mir vorbei. Rasch kehrte wieder Ruhe ein und bald hörte ich erneute Brunft-Rufe. Nach einer Weile Wanderns hatte ich mich dann den Brunft-Rufen ziemlich genähert. Dieser tiefe, sonore Sound erzählt von ungestümer Urgewalt. Bei manchen mächtigen Rufen scheint fast die Luft zu beben und und das Testosteron der brünftigen Hirsche in der Luft zu schweben. Eigentlich ist es unbeschreiblich, wie das ist, mitten in diesen Rufen zu stehen, die Macht und Reviere abgrenzen sowie lautvoll Kräfte messen. Entfernt konnte ich immer wieder auch Geweihe aneinanderkrachen hören.

Langsam aber allmählich war die einberchende Dämmerung dem frühen Morgenlicht gewichen. Immernoch hatte ich keinen Hirsch gesehen. Vorsichtig schlich ich mich auf eine mir bekannte Lichtung. Der rufende Hirsch musste ganz nahe sein. Doch auf der Lichtung war er nicht. Da antwortete immer wieder ganz nahe ein Rivale. Achtsam schlich ich mich zurück und bewegte mich auf einem zeimlich vergrasten Schotterweg vorsichtig in Richtung der anderen Bruft Rufe. Siehe da: in 10 bis 15 Meter Entfernung trat ein Hirsch auf den Weg. Ich duckte mich weg und hoffte mit Herzklopfen, dass der Hirsch fotogen erscheinen würde. Immer noch in nächster Nähe verschwand der Hirsch jedoch schnell wieder im Gesträuch am Wegesrand. Wiederholt konnte ich sein Geweih im Gebüsch sehen. Etwas weiter weg waren auch einige Hirschkühe. Ständig verdeckte jedoch Vegetation das Sichtfeld. Vermutlich hatte mich der Hirsch gewittert, denn bald schon zog er mit seinen Damen davon. Wieder ertönten von der nahegelegenen Lichtung laute Brunft-Rufe. Nochmals schlich ich mich auf die Lichtung zurück. Mit einem vorsichtigen Blick erhaschte ich einen Hirsch im herrlichen Morgenlicht röhrend auf der Lichtung. Jetzt galt es vorsichtig näherzukommen. Um ja nicht den Hirsch aufzuschrecken, legte ich mich sogar auf den Bauch. Doch als ich bäuchlings freies Sichtfeld zum Fotografieren erreicht hatte, war der Hirsch nicht mehr da. Hatte er mich gewittert? - Vermutlich.

Jetzt hatte ich nicht mehr große Hoffnung, einen Hirsch zu finden. Der Morgen war fortgeschritten. Die Brunftrufe ebbten langsam ab. Trotzdem wollte ich noch auf Forstwegen weiterpirschen. Es gibt ja immer auch den Glücksmoment, dass einem mir nichts, dir nichts ein tolles Fotomotiv förmlich über den Weg springt. Welch ein Glück! Ganz in meiner Nähe begann wieder ein Hirsch zu röhren. Da bog auch schon ein kleiner Grasweg vom breiten Forstweg ab und führete aus der entgegengesetzten Richtung auf die vorherige Waldlichtung. Aus dem Schutz der die Waldlichtung umgebenden Bäume konnte ich den Hirsch sehen. Vorsichtig suchte ich eine gute Position, den Hirsch zu fotografieren. Für eine gute halbe Stunde durfte ich den Hirsch ungestört beobachten und fotografieren. Am Ende schlich ich mich wieder leise davon. Ich wollte beobachten und fotografieren, aber nicht stören. Ich empfinde es als unbezahlbares Geschenk, wenn man solche Momente erleben darf. Dabei ist man Gast und hat das absolute Gebot der Achtung gegenüber dem Lebensraum der Tiere.

Tage später wollte ich nochmals mein Glück auf Fotos versuchen. Die Bruft war deutlich abgeflaut. Es waren hier und da noch einzelnen Bruftrufe zu hören, doch bei Weitem nicht in der geballten Gewalt, wie ich es zuvor erlebt hatte. Und so kehrt nach hitzigen Hirsch-Tagen wieder Ruhe im Wald ein.

 

 

 

 

 

 

 

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