· 

Meine ersten Biberfotos sind im Kasten


Noch war es Ende Winter und wir hatten regelmäßig Frost, als ich mich auf die Suche nach dem Biber machte. Hier und da hatte man in den lokalen Medien immer wieder etwas vom Biber gelesen. Einmal tauchte der Biber als wilder Bäumefäller in diversen Gemeinderatssitzungen auf, ein anders Mal gab es Fotos von Biberspuren in der Lokalpresse und auch auf einschlägigen Seiten häuften sich die Berichte über die Annäherung des Bibers. Diese Informationen - ich schrieb ja schon früher davon - trafen selbstredend den Nerv des Naturfotografen. Der Foto-Jagd-Instinkt war getriggert ...

Meine ersten Begegnungen mit dieser in Deutschland einmal nahezu ausgerotteten Spezies waren Nagespuren, gefällte Bäume und nicht zu übersehende Biberrutschen. Etliche Abende und Morgen war ich dann über einen Zeitraum von gut drei Monaten immer wieder draußen und hoffte, einen Biber zu sichten. Zweimal hatte ich schon gedacht, Erfolg gehabt zu haben. Doch dann kam jedes Mal die Ernüchterung, als ich zu Hause meine vermeintlichen Biberbilder genauer ansah. Zweimal hatte ich eine Bisamratte fotografiert. Das Wort Ratte tut in der Vorstellung dem Tier etwas Unrecht, weil wir Ratten schnell als ekelig abstempeln. Ratten sind jedoch sehr intelligente Tiere. Wenngleich man Bisamratten nicht gerne sieht, da diese die Uferbereiche mit ihren Grabarbeiten instabil machen, sind Bisamratten sehr schöne Tiere, aber eben keine Biber. Der Bisam hat ursprünglich gar nicht seine Heimat unter den heimischen Tieren Deutschlands. Wie das Nutria oder der Waschbären sind auch Bisamratten die Folge entflohener Tiere aus der Pelzzucht.

Dem heimischen Biber auf die Spur zu kommen, entpuppte sich als eine anspruchsvolle Challenge. Spuren gab es zu Hauf, doch wie dem begegnen, der so unübersehbar Bäume fällt, Nagespuren hinterlässt und fleißig Transportwege (Biberrutschen) anlegt? Keine einfache Angelegenheiten. Ich versuchte unterschiedliche Wissensquellen anzuzapfen und erweiterte so mein sehr dürftiges Wissen über den schwimmenden Vegetarier mit seinem starken Gebiss. Meine Nachforschungen waren nicht sehr erfolgversprechend. An unterschiedlichen Stellen las ich, dass der Biber schwer zu fotografieren sei, da er hauptsächlich nachtaktiv ist. Dann sah ich welchen Aufwand Tierfotografen mit Fotofallen und Blitzgeräten betrieben, um Bilder dieses imposanten Nagetiers zu bekommen. Beinahe hätte ich aufgegeben. Doch die Verlockung, einen Biber beobachten und fotografieren zu können, war zu groß.

Mein Dranbleiben hat sich ausgezahlt. Jetzt habe ich meine erste Begegnung mit dem Biber hinter mir. Zwischen Brennnesseln, Gras und Schilf am Boden liegend wartete ich auf den Biber. Tatsächlich es tauchte einer in nicht mehr als fünf Meter Entfernung auf. Das war ein ganz anderer Koloss als die Bisamratte. Groß und massig lag der Biber im Wasser und erinnerte mich aufs Erste von seiner Art her eher an ein Walross. Später tauchte der Biber an seinem noch im Bau befindlichen Damm in kaum zwei Metern Entfernung auf. Leider verdeckten Brennnesseln die Sicht. - Ich bin wieder einmal baff erstaunt, was man mitten in der so durchorganisierten Zivilisation in Deutschland dann doch alles entdecken kann.

 

 

 

 

 

 

 

WildTierFotografie

Anregungen und Tipps zur erfolgreichen Wildtierfotografie