Was taugen "billige" Filter oder taugen "billige" Filter etwas?

... ein kleiner Test

Zomei- bzw. Walking Way-Filter im Vergleich mit Cokin-, Heliopan-, Nikon- und Gobe-Filter.
Filtertest ... Was taugen "billige" Filter von Zomei und Walking Way?

Anlass/Situation

 

Vor wenigen Jahren hatte ich mir einmal zwei günstige ND-Einschraub-Filter von Gobe angeschafft. Ich wollte mit dem Kauf einfach einmal in den Bereich Langzeitbelichtungen einsteigen. Da ich nicht wusste, ob ich auch künftig in diesem Bereich entsprechend fotografieren würde, wollte ich nicht all zu große Investitionen tätigen. Aus diesem Grund machte ich mit diesen günstigen Filtern einen vorsichtigen Anfang. Um die Kosten relativ gering zu halten, kaufte ich noch einen Satz Adapter-Ringe. So konnte ich meine Filter mit 82mm Durchmesser für alle Objektive adaptieren. So weit so gut. Bei hellen Lichtverhältnissen geht das mit dem Anschrauben bei einem ND8 noch recht passabel. Wenn man jedoch mit einem ND1000 arbeitet, muss man für jede neue Einstellung den Filter wieder ab- bzw. anschrauben. Gleiches gilt es für das Scharfstellen. Wenn es dumm läuft, fliegt das Filter herunter. So versengte ich eines meiner Gobe-Filter beim Fotografieren in der Starzach-Klamm. Dieses "Problem" führt dann automatisch zu der Überlegung, ob Rechteckfilter mit entsprechender Halterung doch nicht eine praktischere Sache wären ...

Dieser Hintergrund führte nun zu meinem persönlichen Test. Wer selber schon einmal auf der Suche nach einem Filtersystem war, weiß, dass professionelle Lösungen von Lee, NiSi und Co. rasch eine stattliche Summe verschlingen. Schafft man sich für viel Geld ein solches System an und weiß, dass diese Filter dann doch verhältnismäßig wenig benutzt werden. Nicht täglich bieten sich Motive mit fließendem Wasser oder verwischten Wolken an. Zu oft wird so etwas schnell langweilig oder "abgedroschen". Auch Verlaufsfilter sind oft nur etwas für ab und an. Bei wenig geradem Horizont ist man meistens in der nachträglichen Bildbearbeitung besser aufgehoben. Notfalls mit einem Stack aus zwei oder mehreren Fotos. Auch ist der Kontrastumfang der heutigen Sensoren mittlerweile so gut, dass in der Bildbearbeitung noch viel zum Vorschein gebracht werden kann, das in den Informationen des RAW-Bildes schlummert. Da stellt sich einem konkret die Frage, was man für diese Zwecke investieren möchte.

Auf der Suche nach Filtern findet man alles. Das geht von extrem teuer bis fast unglaublich günstig. Ich wagte einmal den Versuch mit günstigen Filtern für 100mm-Filterhalter von Walking Way bzw. Zomei. Vergleicht man die Angebote von Walking Way bzw. Zomei, könnte man zu dem Schluss kommen, dass gleiche Produkte unter unterschiedlichen Namen vermarktet werden. Jedenfalls sind die Produkte - abgesehen von der Aufschrift - jedenfalls sehr vergleichbar ...  Außer dem ND1000-Filter aus Glas mit 100x100mm sind die anderen Filter aus Resin (Kunststoff) und haben ein Maß von 100x150mm. Als Filter-Halter kaufte ich mir den Halter von Sioti. Nach meinem Mut bezüglich "billiger" Filter, wollte ich es genauer wissen. Für den Test waren am Start

ein Sioti-Filterhalter,

ein Zomei ND16,

ein Walking Way ND1000,

ein Walking Way ND-Verlaufsfilter

und zum Vergleich quasi als Referenz

ein Heliopan Polfilter,

ein Nikon Polfilter

sowie Cokin A.154.

Bevor ich meine Filter im Ernstfall einsetze, wollte ich mir einen Eindruck verschaffen, ob ich mich auf die Filter auch tatsächlich verlassen kann.

INFO

  • die Bilder wurden nur von der Belichtung und dem Weißabgleich weitgehend angeglichen 
  • in Lightroom bekamen alle Fotos ein gleiches Grundsetting im Bereich Details, Schärfen, Bildrauschen, etc.
  • bei der eigenen Bewertung bitte beachten, dass selbstredend der Eindruck bei den Polarisationsfiltern etwas anders ist, da die Spiegelungen minimiert sind
  • teilweise hatte ein Bildschirm im Hintergrund einen gewissen Einfluss auf das Licht (scheinbarer Blaustich des Walking Way-Filters beim Kompass kommt nicht vom Filter, sondern vom Bildschirm im Hintergrund)
  • Lichtsäume sind nicht vollständig entfernt, da es mir beim Test nicht darum ging und ich mir das gespart habe
  • beobachtbare "Bildverschiebung" (werde darauf später noch eingehen) darf nicht täuschen; je Bildserie stand die Kamera gleich auf dem Stativ montiert

1. Test-Runde

Nach dem ersten Test war ich eigentlich unzufrieden. Beim ersten Sichten der Ergebnisse dachte ich, dass alle Filter irgendwo die Auflösung auffällig minimieren. Erste Überlegung: Vermutlich beeinflussen Filter doch durchweg negativ die Bildqualität. Dennoch war ich mit meinem vorläufigen Ergebnis noch unsicher. Deshalb läutete ich eine zweite Runde ein. Ich wollte es genauer wissen. Mein Ziel war es, die ersten Beobachtungen besser einordnen zu können.

2. Test-Runde

Auch die zweite Runde änderte nicht wirklich meinen Eindruck. Doch nach wiederholtem Analysieren war ich mit meinem ersten Ergebnis nicht mehr so sicher. Ja, es scheint so, dass die Auflösung durch Filter nachlässt. Ist dem jedoch tatsächlich so? Bei genauer Analyse sieht man aber, dass sich wohl die Schärfenebene verschiebt (Kamera war auf dem Stativ und wurde nicht verändert). Aus dieser Beobachtung läutete ich noch eine dritte Runde ein.

3. Test-Runde

Nach der dritten Runde sah meine Bewertung dann erstaunlich anders aus: Schaut alles doch recht brauchbar aus. Weshalb die Filter nicht auch in der Praxis benutzen?

Weiter oben hatte ich schon meine Beobachtung festgehalten, dass eine Verschiebung der Fokus-Ebene beobachtbar ist. Das ist auch der Grund, weshalb das Bild zwischen ohne und mit Filter zu springen scheint. Die Kamera war wie gesagt fest auf dem Stativ montiert.

Nochmals ließ ich meine Beobachtungen in meinen Gedanken kreisen. Mein Wissen aus der Schul-Physik half mir dann weiter. Ich erinnerte mich, dass Lichtstrahlen, die nicht senkrecht auf eine Glasplatte auftreffen, auf Grund der Lichtbrechung  parallel verschoben werden. Unser Filter ist nichts anderes als eine plangeschliffene Glasplatte. Gleiches gilt auch für Resin (Kunststoff).

Die Lichtbrechung führt nicht nur zu einer Parallelverschiebung (Bild "springt" zwischen ohne und mit Filter), sondern eben dann auch zu einem etwas längeren Weg des Lichtes und damit zu einer Verschiebung der Fokus-Ebene. Mit diesem Wissen betrachtete ich meine Test-Fotos nochmals. Praxistauglich für diese Art von Filtern ist der Nahbereich vielleicht nicht gerade. Die Verschiebung ist um so relevanter, je größer der Abbildungsmaßstab ist. Vermutlich sind deshalb auch die Bilder von Runde 3 wesentlich zufriedenstellender, da der Abbildungsmaßstab schon moderater ausfällt. Spätestens bei Landschaftsaufnahmen mit Weitwinkelobjektiven spielt die "Verlängerung" des Wegs, den das Licht zurücklegt keine Rolle mehr. Nach dem dritten Durchgang sehe ich die "billigen" Filter als durchaus brauchbar. Selbst am hochauflösenden Sensor sind alle Ergebnisse in der Qualität prima brauchbar.

Soweit meine Auswertung. Weitere Wertungen werde ich nicht abgeben. An dieser Selle kann jeder sein persönliches Urteil fällen. Eine Kaufempfehlung werde ich bewusst nicht geben.

 

Hier noch eine Anmerkung zum Walking Way ND1000: Dieser Filter wird zwar als ND1000 vertrieben. Doch meine Erfahrungen zeigt, dass die Verlängerung der Zeit fünfmal mehr ist, wie der angegebene Wert. Korrekt wäre hier ND5000. Wenn man das weiß, kann man sich ja danach richten.


Kleines Fazit:

Oft schon wurde und immer wieder wird über das Für und Wider von Fotofiltern viel geschrieben und heiß diskutiert. Zwischen den Extremen eines uneingeschränkten Filtereinsatzes in allen Situationen und einem kategorischen Nein zu allen Filtern finden sich alle möglichen Abstufungen.

  • Generell gilt: Alles was zwischen Objekt und Sensor ist, beeinflusst den Weg des Lichtes. Wer ein Maximum an Abbildungsleistung möchte, sollte den Einsatz von Filtern gut überlegen. Was ohne Filter in der "Postproduction" mindestens ebenso gut erledigt werden kann, sollte besser ohne Filter aufgenommen werden. Einzige Ausnahme ist, dass ich das Bild sofort ohne Nachbearbeitung aus der Kamera brauche (Aufträge für z.B. Agenturen).
  • Günstige Filter können durchaus ihren Zweck prima erfüllen. An dieser Stelle darf furchtlos experimentiert werden. Wir haben heute in der Digitalfotografie wesentlich bessere Möglichkeiten, uns einen persönlichen Eindruck von der Qualität zu verschaffen. Wenn wir heute ein Foto in der 100%-Vorschau ansehen, haben wir oft eine schnelle und ehrliche Antwort. Eine solche Vergrößerung hätte früher zuerst im Labor erstellt werden müssen. Ein solcher Abzug wäre zuerst einmal teuer gewesen. Zudem hätten Fotopapier, Entwicklungsprozess sowie die Optik des Vergrößerers auch ihren Einfluss gehabt.
  • Entscheidend ist nicht, zu welchem Ergebnis andere kommen. Entscheidend ist, ob die Filter das tun, was ich damit vorhabe. Bin ich selbst mit dem Ergebnis und der Bildqualität zufrieden, dann ist es völlig unerheblich, was andere darüber denken. Fotos sind nie das Ergebnis rein technischer Fakten ...

Viel Freude beim Sammeln eigener Erfahrungen und beim Gestalten mit Licht.


Abschließend noch ein praxisnahes Ergebnis:

Felder unter Sommerhimmel, Langzeitbelichtung
Heckengäu, Höhenhöfe (Jettingen, Baden-Württemberg)

 

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